Fokusthema Februar 2022Soziale Innovationen voranbringen

31. Januar 2022

Autorinnen: Katrin Hochberg und Valerie Bahr

Walk with Path, ein Start-up, hat ein Lasersystem entwickelt, das auf Schuhen angebracht werden kann. Über einen visuellen Impuls des Lasers hilft es Parkinson-Patienten, ein Einfrieren ihrer Bewegung beim Laufen zu verhindern und so selbstständiger mobil zu sein. AfB social & green IT gGmbH, ein Unternehmen für Menschen mit Behinderung, verpflichtet sich der Inklusion. Es recycelt nach zertifizierter Datenlöschung IT-Hardware und schont dabei Ressourcen und Umwelt. In der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall hingegen haben sich verschiedene Bauern zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, um nachhaltig das schwäbisch-hällische Landschwein zu züchten und leisten auf diese Weise einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Durch den Wegfall von Zwischenhändlern liefern sie qualitativ hochwertiges Fleisch und sind so ein erfolgreiches Modell der bäuerlichen Regionalentwicklung.

Alle drei Unternehmen liefern lebendige Beispiele für soziale Innovationen, die in einer sich stetig verändernden Gesellschaft immer wichtiger werden. Soziale Innovationen bieten Lösungen für gesellschaftliche Fragestellungen, die sich in wirtschaftlich selbsttragende, nachhaltige Geschäftsmodelle überführen lassen. Dabei ist Ausgangspunkt, Motivation und Ziel der Innovation nicht ein finanzieller Gewinn, sondern eine positive Auswirkung auf die Gesellschaft, ein sozialer Mehrwert und Nutzen (Impact).

Die oben genannten Beispiele wurden in einer Studie des Steinbeis Europa Zentrums im Jahr 2018 beschrieben. Die Studie, die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg durchgeführt wurde, zeigt, dass soziale Innovationen oft dort entstehen, wo Akteure aus verschiedenen wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen aufeinandertreffen. Da neue Technologien entscheidend zum Erfolg sozialer Innovationen beitragen können, liegt ein vielversprechender Schwerpunkt vor allem in der Verbindung von sozialen und technologischen Innovationen.

Unternehmen können soziale Innovationen auf vielfältige Weise in ihre Geschäftsmodelle einbeziehen, beispielsweise als Teil einer „Corporate Social Responsibility (CSR)“-Strategie. Sie können aber auch ihren Fokus statt auf Gewinnerzielung und -maximierung ganz auf die Erzeugung eines sozialen Mehrwerts ausrichten – als gemeinnützige Organisation oder als Sozialunternehmen, das zwar wirtschaftlich am Markt agiert, aber nicht mit dem Ziel der Maximierung des Gewinns, sondern des gesellschaftlichen Nutzens. Auch für traditionelle Unternehmen kann sich die Betrachtung aus Sicht eines Social-Innovation Managements lohnen, weil sich so von neuen Anwendungsmöglichkeiten bis hin zu neuen Märkten eines bestehenden Produktes gewinnbringende Portfolioerweiterungen für ein Unternehmen ergeben können.

Zur Studie: 206014.pdf (steinbeis-europa.de) 

EU-Förderung für Soziale Innovationen

Die EU fördert soziale Innovationen als Querschnittsthema in verschiedensten Forschungs- und Innovationsprojekten, unter anderem im Rahmen von Horizont Europa. Außerdem vergibt die EU Preise im Bereich von sozialer Innovation und sozialem Unternehmertum, z.B. im Rahmen des Wettbewerbs „European Social Innovation Competition“. Hier werden jedes Jahr zu einem wechselnden Fokusthema die besten sozialen Innovationen in einem frühen Stadium gesucht. Eine Jury wählt die drei besten Projekte aus, die jeweils mit 50.000 Euro dotiert werden. Zusätzlich können alle Teilnehmenden des Halbfinales sich im Folgejahr auf den „Impact Prize“ bewerben, der die soziale Innovation, die in den zwölf Monaten nach dem Wettbewerb den größten Impact erzielt hat, mit 50.000 Euro prämiert.

Angebote des Steinbeis Europa Zentrums

Unternehmen, gemeinnützige Organisationen oder Wirtschaftsförderungen unterstützen wir durch ein von uns entwickeltes Innovationsaudit Tool, das das Unternehmenspotenzial für soziale Innovationen ermittelt. Darüber hinaus bieten wir Finanzierungsberatung und Screening der europäischen, nationalen und regionalen Förderprogramme für konkrete Innovationen. Über unsere internationalen Netze bieten wir eine gezielte Partnervermittlung im sozialen, technologischen oder finanziellen Bereich. Im Rahmen vergangener Projektarbeit konnten wir bereits gute Erfahrungen in der Entwicklung von sozialen Innovationen in heterogenen Teams sammeln, die von uns mit Hilfe eines eigens entwickelten, auf der Design Thinking Methode basierenden Leitfadens zur Entwicklung von sozialen Innovationen moderiert wurden.

zu unseren Angeboten und Dienstleistungen

Stimulierung und Initiierung von sozialen Innovationen

Diese sozialen Innovationen sowie der Leitfaden wurden im Rahmen des Projektes „Technologische Innovationen zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen – Social Innovation Challenge Baden-Württemberg“ initiiert und entwickelt. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Centrum für soziale Investitionen und Innovationen der Universität Heidelberg durchgeführt und vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg gefördert.

Im Fokus standen drei Themen: Lebensbedingungen im ländlichen Raum, AAL – Ambient Assisted Living und nachhaltige Produktion. In einer für den Reifegrad der jeweiligen Innovation passenden Veranstaltungsart (Challenge Event, Workshop) wurden Lösungsansätze diskutiert und im Anschluss als Pilotprojekte begleitet. Als Beispiel für eine Innovation, die auf das kollektive Innovationsvermögen heterogener Akteure zurückgreift, wurde ein Mobilitätskonzept für den ländlichen Raum initiiert. Die Projektidee „Verschwendung von Anfang an vermeiden - Künstliche Intelligenz für exaktere Absatzprognosen in der Lebensmittelindustrie nutzen“ entstand als Ergebnis, wenn soziale Bedarfe auf neue Technologien treffen.

Die hierbei entstandenen Pilotprojekte werden in Zukunft weiterentwickelt und fortgesetzt. Der Leitfaden ist online über die Steinbeis Europa Zentrum Website erhältlich.

Um traditionelle Unternehmen zu ihrem Potential im Bereich sozialer Innovation fundiert beraten zu können, wurde im Projekt DepoSIt ein Innovationsaudit-Tool entwickelt. Dieses Tool bewertet über einen Fragebogen traditionelle Aspekte der Innovationskraft eines Unternehmens, legt aber einen zusätzlichen Fokus auf Chancen im Bereich sozialer Innovation. Das Tool wurde von einem internationalen Konsortium entwickelt und an mehr als 90 Unternehmen aus sechs EU-Staaten in einer randomisierten Kontroll-Studie validiert.

Bedeutung von Sozialen Innovationen für die regionale Entwicklung

Das Steinbeis Europa Zentrum konnte in einigen Interreg-Projekten in den letzten Jahren Erfahrungen zur Unterstützung sozialer Innovationen und sozialen Unternehmertums sammeln. Für die Regionalentwicklung, Netzwerke oder politische Entscheidungsträger:innen umfasst unser Angebot die Strategieentwicklung für soziale Innovation in Regionen oder Makroregionen inklusive der Erstellung von Aktionsplänen und Politikempfehlungen.

Im Projekt Finance4SocialChange hat das Steinbeis Europa Zentrum den Zugang zu innovativen Finanzierungsinstrumenten im Donauraum geschaffen und so den Aufbau eines Unternehmensumfelds gefördert, welches sozialem Unternehmertum hilft, mehr lebensfähige und skalierbare Sozialunternehmen in der Donauregion aufzubauen. Dazu gehörte die Entwicklung der ersten „Social Impact Investment Strategy for the Danube region”, 130 Stunden Lehrmaterial im “Accelerating Investment Readiness - #AirMOOC”, die Einführung eines Pitching- und Businessplan-Wettbewerbs “#AirCompetition” und damit verbundener Trainingsprogramme, um soziale Unternehmen zu stärken.

Im Rahmen des Interreg-Projekts ASIS (Alpine Social Innovation Strategy) hat das Steinbeis Europa Zentrum mit weiteren Partnern einen neuen Ansatz für soziale Innovation entwickelt, der den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen der einzelnen Alpenregionen gerecht wird und einen wirklichen Wandel fördert. Um diesen Wandel zu unterstützen, wurde eine innovative Plattform, Trainings, Strategien und ein Simulationsmodell für öffentliche Akteure entwickelt. Die Ergebnisse und Handlungsempfehlungen wurden in einem Weißbuch dokumentiert.

Zum White-book-online.pdf (socialinnovationstrategy.eu

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