Fokusthema Mai 2022Klimaneutral bis 2050: Was ist der Plan für europäische Städte?

28. April 2022
Botermarktstreet in Mechelen, Belgien, Foto Han Vandevyvere

Klimaneutral bis 2050

Autorinnen: Regine Wehner und Valerie Bahr

Die Herausforderung

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Den Masterplan hierfür liefert der Green Deal, über den wir im letzten Blogbeitrag und im April Newsletter berichteten. Der Plan ist ambitioniert und stellt insbesondere Städte in Europa vor große Herausforderungen. Warum gerade Städte?

Städte nehmen ungefähr 3% der Landfläche der Erde ein. Gleichzeitig sind sie für über 70% der globalen Treibhausemissionen verantwortlich, da die meisten Menschen in Städten leben. In der EU sind es aktuell drei Viertel EuropäerInnen mit steigender Tendenz. Folglich stehen Städte vor dem Problem, dass ihre Bevölkerung und damit auch proportional der Energiebedarf wächst, sie aber bis 2050 Klimaneutralität erreichen sollen. Eine Mammutaufgabe, für die nicht mehr viel Zeit bleibt – sowohl bedingt durch die verbleibenden 28 Jahre, jedoch vielmehr durch die zahlreichen alarmierenden Prognosen von Klimaforscherinnen und -forschern.

Studien zufolge spielen insbesondere Gebäude eine zentrale Rolle, sowohl aufgrund ihres dauerhaft hohen Energiebedarfs als auch durch den massiven Ausstoß von CO₂ bei der Herstellung der Baustoffe und dem Bau der Gebäude selbst.

Die Förderung der EU

Wie kann die Aufgabe nun also gelingen? Zum Großteil haben die Städte und ihre BewohnerInnen natürlich eine Eigenverantwortung, einen entsprechenden Plan zu entwickeln. Als Unterstützung hat die EU allerdings zahlreiche Maßnahmen entwickelt. Als Experten und Expertinnen für EU-Fördermittel setzen wir uns im Steinbeis Europa Zentrum insbesondere mit der Förderpolitik der EU für Städte auseinander. Kern des Fördermechanismus bildet die Unterstützung für Forschung und Innovation zu Konzepten, die es den Städten ermöglichen können, klimaneutral zu werden. Es geht hier also zum Einen um Grundlagen- und industrielle Forschung beispielsweise im Bereich vernetzter Systeme, die das Energiemanagement in Städten effizienter gestalten. Zum Anderen werden bei höherer Technologiereife diese Lösungen in den Städten in Pilotprojekten getestet und letztendlich zur Marktreife gebracht, damit die erfolgreich getesteten Lösungen auch in anderen Städten angewendet werden können. Das thematische Spektrum umfasst hier sämtliche Aspekte, die in Städten für hohe Energiebedarfe und Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Der Fokus liegt aber besonders auf Energiegewinnung und -effizienz, Mobilität und Digitalisierung. Ein Beispiel stellt das Projekt ATELIER dar, in dem ganze Stadtbezirke u.a. durch die Integration erneuerbarer Energiequellen und den (Um-)Bau energieeffizienter Gebäude eine positive Energiebilanz am Ende des Projekts erreichen sollen.

Das Prinzip Testen und Nachahmen

Wie schaffen es erfolgreich getestete Lösungen, sich in der Breite durchzusetzen? Die beiden zentralen Stichwörter sind hier Replikation und Skalierung. In den EU-geförderten Projekten für Städte wird bereits seit vielen Jahren das Prinzip des Testens und Nachahmens angewendet. Konkret bedeutet dies, dass hier Pilotprojekte in sogenannten Leuchtturmstädten unterstützt werden, die eine Vorreiterrolle innehaben. Leuchtturmstädte brauchen neben sehr konkreten Plänen für die Umsetzung der Pilotvorhaben ein starkes Commitment der Verwaltung, diese Vorreiterrolle einzunehmen. Währenddessen findet ein stetiger Austausch mit Partnerstädten statt, die noch nicht so weit sind und aus den erfolgreich getesteten Lösungen der Leuchtturmstädte zu einem späteren Zeitpunkt die passendsten Lösungen übernehmen wollen. Diese Projekte sind per se immer grenzüberschreitend, denn sie werden nur finanziell unterstützt, wenn sie eine große geografische Bandbreite von Städten, wissenschaftlichen Partnern und industriellen Vertretern beinhalten.

Die 100 Vorreiter

Dem Prinzip der Vorreiter- und Partnerstädte folgend hat die EU vor kurzem einen Aufruf gestartet, in dem 100 besonders ambitionierte Städte aus ganz Europa gesucht wurden, die bereits bis 2030 klimaneutral werden wollen. Die Resonanz war mit 377 Bewerbungen aus allen 27 Mitgliedsstaaten überwältigend. In den kommenden Jahren werden die 100 Städte mit großer Außenwirkung als Leuchtturmstädte fungieren, an denen sich alle anderen Städte orientieren können. Hierzu hat die EU spezielle Aufrufe für Projektanträge in der Mission „Climate-neutral and smart cities“ veröffentlicht. Diese Vorhaben werden die Ziele bis 2030 und 2050 mit konkreten Maßnahmen ansteuern und diese Städte begleiten. Dies schafft mehr Effizienz in der Bewältigung der großen Herausforderung und fördert gleichzeitig den grenzüberschreitenden Austausch und innereuropäischen Zusammenhalt – ein weiteres Kernanliegen der EU.

Wie geht die Reise weiter?

Was bedeutet das nun für Städte? Eine Herausforderung, bedingt durch die Dringlichkeit zur Bewältigung des Klimawandels und steigende geopolitische Unsicherheit. Aber auch eine Chance, unsere Städte lebenswerter zu gestalten, die Bürgerinnen und Bürger bei der Veränderung intensiv miteinzubinden, den grenzüberschreitenden Austausch mit anderen Städten zu intensivieren und die Tatsache: „You are not alone“! Denn wir vom Steinbeis Europa Zentrum begleiten Städte, Unternehmen und Forschungseinrichtungen auf ihrem Weg zur EU-Förderung. Wir sind seit vielen Jahren zudem selbst Partner in EU-Projekten im Bereich „Smart and Sustainable Cities“ und verfügen daher über fundierte Erfahrung zur bestmöglichen Nutzung dieser Möglichkeiten.

Sprechen Sie uns gern an und lassen Sie uns diese Aufgabe gemeinsam bewältigen!

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