EU-IndustriestrategieGreen Deal - erster Transformationspfad für den Sektor Tourismus veröffentlicht
Im Rahmen des europäischen Green Deal und im Zuge der Corona-Pandemie hat die EU eine neue Industriestrategie entwickelt. Sie enthält Maßnahmen für einen industriellen Wandel hin zu einer grüneren und digitaleren Wirtschaft. Dabei stehen besonders kleine und mittlere Unternehmen (KMU) im Fokus, da sie die stärksten Innovationstreiber sind. Die drei wichtigsten Ziele der Industriestrategie sind:
- Stärkung der Krisenfestigkeit des Binnenmarkts
- Förderung der offenen strategischen Autonomie Europas durch die Auseinandersetzung mit Abhängigkeiten
- Beschleunigung des grünen und des digitalen Übergangs und Unterstützung von Unternehmen in diesen Bereichen
Innerhalb der Industriestrategie werden 14 industrielle Ökosysteme genannt, für die jeweils ein sogenannter ‚wirtschaftlicher Transformationspfad‘ entwickelt werden soll.
Ziel der Transformationspfade ist es, ein besseres Verständnis des Umfangs, der Kosten und des langfristigen Nutzens der gewünschten Maßnahmen im jeweiligen Sektor zu bekommen. Für die Unternehmen ergeben sich dadurch bessere Planbarkeiten, die ein vorausschauendes Handeln und eine gezielte Vorbereitung zur Transformation ermöglichen.
Im Februar 2022 wurde der erste Transformationspfad – im Bereich Tourismus – veröffentlicht. In einem umfassenden Prozess wurden gemeinsam mit Interessenvertretern der Branche Ideen zur Transformation entwickelt. Insgesamt werden darin 27 Maßnahmenbereiche genannt, die die folgenden drei Hauptziele ansprechen:
- Grüne Transformation
- Digitale Transformation
- Verbesserung der Widerstandsfähigkeit des EU-Tourismus
Kreislauforientierte und umweltfreundlichere Dienstleistungen gefragt
Es werden u.a. mehr kreislauforientierte und umweltfreundlichere Dienstleistungen im Tourismus, ein verstärkter Datenaustausch für innovative und leichter zugängliche Dienstleistungen gefordert. Zudem werden vereinzelt auch quantifizierbare Ziele genannt. So sollen z.B. bis zum Jahr 2030 90% der KMU im Bereich Tourismus ein grundlegendes Niveau an digitaler Infrastruktur erreicht haben und an der digitalen Wertschöpfungskette teilnehmen. 80% der Arbeitskräfte sollen bis 2030 entsprechend ausgebildet sein.[2]
Die Autoren des Transformationspfades heben hervor, dass Kleinstunternehmen und KMU bei der Umsetzung dieser Zielvorgaben vor zahlreichen Herausforderungen stehen, einschließlich mangelnder Kenntnis existierender bewährter Verfahren und fehlendem Zugang zu Instrumenten für deren Umsetzung. Die Maßnahmen zur Erreichung der Ziele sollen daher sowohl auf nationaler als auch regionaler Ebene unterstützt werden und können durch die Nutzung bestehender EU-Instrumente gefördert werden. Tourismusunternehmen, einschließlich KMU, können sich z.B. dem EU-Umweltmanagementsystem EMAS anschließen, um ihre Umweltverträglichkeit auf systematische und transparente Weise zu bewerten, zu berichten und zu verbessern.
Nach der nun erfolgten Veröffentlichung des Transformationspfads soll der Prozess der gemeinsamen Umsetzung fortgesetzt werden, bei dem die gemeinsame Verantwortung (in Form von Verpflichtungen und Zusagen) mit Strukturen und partizipativen Prozessen einhergeht, die eine kontinuierliche Unterstützung und regelmäßige Bewertung der Übergangsmaßnahmen und –ziele ermöglichen.
Weitere Transformationspfade werden folgen. Insbesondere für die Bereiche energieintensive Industrien, Baugewerbe, Mobilität, Textilindustrie und Sozialwirtschaft laufen aktuell die Vorbereitungen.
[1] Green and digital transition in industrial ecosystems - Industrial Forum - EC Extranet Wiki (europa.eu)
[2] Transformationspfad Tourismus (2022): DocsRoom - European Commission (europa.eu)
Zu allen Artikel