EU-Projekt LongCovidDie Erforschung von Mechanismen hinter den Langzeitfolgen von Covid-19 – Rückblick auf ein Jahr Long COVID Projekt

21. Juni 2023
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Rückblick auf ein Jahr Long COVID Projekt - Was haben wir erreicht?

Seit dem 1. Juni 2022 arbeitet das Long COVID Konsortium unter der Leitung des HUS Universitätsklinikums Helsinki daran, die Faktoren und Mechanismen zu erforschen, die das Long Covid Syndrom hervorrufen (LCS). Die so gewonnenen Erkenntnisse sollen letztlich auch dazu führen, dass eine Behandlung von LCS-PatientInnen entwickelt und kontinuierlich verbessert werden kann.

Im europäischen Forschungsprojekt Long COVID ist das Steinbeis Europa Zentrum als Partner für die Projektkommunikation, Verbreitung und Verwertung der Projektergebnisse beteiligt. In dieser Rolle wurden im ersten Projektjahr die Social-Media-Kanäle (Twitter, LinkedIn), die Website sowie verschiedene Printmaterialien wie Flyer und Roll-up entwickelt (Download hier).

Ein wichtiger Bestandteil der Projektaktivitäten ist die Durchführung von sechs Kohorten- und Registerstudien in Finnland (4 Kohorten), den Niederlanden und der Schweiz (je eine Kohorte). Mit diesen Studien sollen wichtige Daten zu klinischen Merkmalen, Prognose, Auftreten und Gesundheitsbelastung bei LCS erfasst und analysiert werden. Die Kohortenstudien und klinischen Studien werden an der Universitätsklinik Helsinki, am Universitätsspital Basel und am University Medical Centre Groningen durchgeführt.

Hauptmechanismus der neuronalen Infektion

Unter Federführung der Universität Helsinki wurde der Hauptmechanismus der neuronalen Infektion mit SARS-CoV-2 identifiziert und festgestellt, dass SARS-CoV-2 menschliche Neuronen infizieren und sich dort vermehren kann, auch wenn die Gehirnzellen nur sehr geringe Mengen des viralen Rezeptors, eines zellulären Proteins namens ACE2, das im Atemwegsgewebe sehr häufig vorkommt, aufweisen. Die entsprechende Studie konnte zeigen, dass das Virus zunächst an den ACE2-Rezeptor auf der Oberfläche von Neuronen bindet und, nachdem der Rezeptor von der Zelle "verschluckt" wird, Viruspartikel in die Verdauungsorganellen, die Lysosomen, transportiert werden.

Dank der in Lysosomen reichlich vorhandenen Verdauungsenzymen, kann das Virus aus den Lysosomen heraus und in die Zellumgebung eindringen. Hier findet dann die Vermehrung und der Aufbau neuer Nachfolgervirionen statt. Indem der Transport dieser Viruspartikel von der Zelloberfläche in die Lysosomen pharmakologisch gehemmt wurde, konnte eine neuronale Infektion wirksam verhindert werden.

Eine neuronale Infektion kann u.a. zu einem Verlust der neuronalen Funktion und zu einer fortschreitenden Retraktion der Axone (Fortsatz der Nervenzellen) führen. Darüber hinaus führte eine Zusammenarbeit mit der University of Queensland in Australien zu einer überraschenden Entdeckung: infizierte Neuronen können mit den benachbarten Zellen fusionieren, ein Prozess, der als Synzytienbildung bekannt ist und bereits bei Lungenzellen, aber nie zuvor bei Neuronen beobachtet wurde. Diese zweite Studie zeigt, dass die neuronale Funktion nach einer Zell-Zell-Fusion beeinträchtigt ist. Wenn dieses Phänomen auch beim Menschen auftritt, wo eine Infektion des Gehirns durch SARS-CoV-2 bereits dokumentiert wurde, könnten damit die neurologischen Hauptsymptome von Long COVID erklärt werden.

Zugang zu Daten über ein zentrales Portal

Ein weiterer Meilenstein im ersten Projektjahr war die Entwicklung und erfolgreiche Umsetzung des benutzerfreundlichen Long COVID Data Portals, eines frei zugänglichen Portals zur Sammlung von Daten für die Erforschung von LCS, sowohl aus dem Projekt selbst als auch aus externen Quellen. Der hierfür verantwortliche Projektpartner NUROMEDIA evaluierte den Prototyp des Datenportals heuristisch und durch kognitive Walkthroughs mit kleinen multidisziplinären Gruppen von Endnutzer:innen.

Der für Ethik und Datenschutz verantwortliche Projektpartner Chino entwickelte zusammen mit dem Konsortium Vereinbarungen zur gemeinsamen Datennutzung. Alle Partner, die an der gemeinsamen Nutzung von Daten im Rahmen des COVID-Langzeitprojekts beteiligt sind, unterzeichneten eine gemeinsame Kontrollvereinbarung (Joint Controllership Agreement, JCA) und eine Datenverarbeitungsvereinbarung (Data Processing Agreement, DPA) mit dem technischen Partner, der für die Dateninfrastruktur, die Verarbeitung und das Datenportal des Projekts verantwortlich ist.

Im ersten Jahr des Projekts wurden außerdem Kontakte zu anderen europäischen Projekten mit Fokus auf (Long) Covid geknüpft (z. B. EU H2020 ORCHESTRA Cohort project) ebenso wie zu Initiativen mit Fokus auf Long COVID (z. B. Long Covid EUROPE), um mögliche Kooperationen und Möglichkeiten zur wechselseitigen Unterstützung zu besprechen und damit Interesse und Sichtbarkeit für das Thema sowie die Projektaktivitäten und-ergebnisse zu steigern.

Mehr Informationen zum Projekt und den Partnern gibt es in unserem ersten Long COVID Newsletter.

Projektkoordinatorin

Helena Liira, Mari Kanerva, Helsinki University Hospital, Helsinki, Finland

E-Mail: helena.liira@hus.fi,

E-Mail: mari.kanerva@varha.fi

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